Pflegeschüler proben den Echtbetrieb

Wertheim I 08.05.2017

In der Rotkreuzklinik Wertheim übernahmen erstmals Pflege-Azubis Regie und Verantwortung im Stationsbetrieb. Insgesamt fünf Tage lang stellten sie das verantwortliche Pflegeteam der Ebene 2. Im Früh-, Spät- und Nachdienst stemmten sie die Abläufe auf der Station von der Patientenbetreuung über Planung und Dokumentation bis hin zur Übergabe bei Dienstschluss. Näher an die berufliche Praxis kann Pflegeausbildung nicht kommen.

Während des Projekts „Schüler leiten eine Station" lernen die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger den Stationsbetrieb von einer ganz anderen Seite und doch innerhalb eines geschützten Rahmens kennen: Es sind sie selbst, die alle anfallenden Aufgaben verantwortlich übernehmen, Entscheidungen treffen und den Stationsalltag strukturieren. Die erfahrenen Kollegen, vor allem aber Praxisanleiterin Alexandra Weidinger-Sans und Projektleiterin Lisa Rappert, sind dennoch stets im Hintergrund und stehen bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite. Und obwohl die Pflegeschülerinnen und -schüler im dritten Ausbildungsjahr sind, also unmittelbar vor ihren staatlichen Prüfungen stehen, stellte die Projektwoche auch eine große Herausforderung dar. Pflegeschülerin Julia Ringk sieht das allerdings positiv: „Während des Projekts hatten wir die Chance, unsere eigenen Grenzen zu überschreiten und über uns hinauszuwachsen."

Mit Spannung und intensiver Vorbereitung wurde das für Wertheim ganz neue Projekt von allen Seiten erwartet. Noch vor dem Start hatten sich Lisa Rappert und Alexandra Weidinger-Sans mit den Kollegen im Münchner Rotkreuzklinikum ausgetauscht. Dort hat man bereits reichlich Projekterfahrung, von der das Wertheimer Team schon im Vorfeld profitieren und einige Untiefen sicher umschiffen konnte. Dennoch machten die Verantwortlichen auch neue Erfahrungen, nachdem das Projekt mit dem Frühdienst an einem Montag gestartet war: „Wir haben festgestellt, dass wir die Praxisbegleitung und -anleitung noch mehr am Pflegealltag orientieren müssen, damit der Lernprozess die pflegerische Gesamtsituation erfasst. Nur so werden auch das Zeitmanagement und die Koordination aller Pflegeprozesse geschult", erläutert Weidinger-Sans. „Wir waren am Ende dennoch schwer beeindruckt vom Ergebnis: Alle haben viel über sich selbst gelernt, über ihre Stärken und ihre Schwächen. Nach Dienstschluss wollte sich auch keiner schnell verabschieden, die gemeinsame Verarbeitung war viel zu wichtig. Am letzten Tag waren alle Beteiligten erfüllt und glücklich, dass es so gut gelaufen ist", fasst Rappert ihr Fazit zusammen.

Rückblickend stellt Pflegeschüler Michael Kunkel fest: „Man musste lernen, miteinander zu kooperieren, zu organisieren und zu strukturieren." Seine Mitschülerin Theresa Krause freute sich vor allem über die positive Bestärkung, das Projekt habe ihnen allen gezeigt, auf welchem Wissensstand sie seien, gleichzeitig mache es sie stolz zu sehen, wie viel sie schon selbstständig erledigen könne. Auch die Patienten waren rundum zufrieden und lobten die Leistung der angehenden Pflegekräfte. Nach einer so erfolgreichen Projektpremiere in der Rotkreuzklinik werden nun wohl einmal jährlich Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit bekommen, im Rahmen der Projektwoche ‚Schüler leiten eine Station' den Echtbetrieb zu proben.


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